Menschenwürdig statt prekär – Wertvoll arbeiten in Europa
Die KABÖ beteiligte sich am Europäischen Seminar der deutschsprachigen KAB-Bewegungen
12./13. Februar 2022 - digital
Ursprünglich geplant als große Konferenz im Halterner KönzgenHaus kamen die internationalen Teilnehmenden aufgrund der aktuellen Situation für die zukunftsweisende Veranstaltung digital zusammen. Vier Verantwortliche der KABÖ nahmen daran teil und brachten in den Workshops ihre Expertise und Erfahrung ein.
„Sehen, Urteilen, Handeln“
Zwei Tage lang haben sich die 45 Teilnehmenden des Europäischen Seminars mit dem Thema prekäre Arbeit in Europa auseinandergesetzt. Neben dem Austausch bisher gemachter Erfahrungen und dem „Realitätscheck“ durch Expert:innen aus KAB, KVW und CAJ sorgten Prof. Dr. Werner Nienhüser als Arbeits- und Organisationsexperte sowie die evangelische Sozialethikerin PD Dr. Sabine Plonz für die wissenschaftliche Expertise.
Corona-Pandemie als Verstärker
Die zentrale Frage, ob das Ausmaß prekärer Arbeit während der Pandemie zugenommen hat, mussten die Teilnehmenden leider eindeutig bejahen. Insbesondere diejenigen, die schon vorher am unteren Ende verdient haben und für ihren Lohn regelrecht schuften mussten, waren mit Ausbruch des Coronavirus die besonders Leidtragenden, die kaum vor einer möglichen Ansteckung geschützt wurden. Darüber hinaus haben die Zukunftsängste vor allem auch in den Branchen mit prekärer Arbeit weiter zugenommen.
Empowerment und klare Wertorientierung
„So muss beispielsweise die Gruppe der 24-Stunden-Betreuungskräfte in allen betrachteten Ländern unter besonders prekären Bedingungen arbeiten,“ erklärt Christoph Holbein-Munske, pädagogischer Mitarbeiter im KönzgenHaus sowie Moderator und Koordinator der Veranstaltung. „Der Pflegenotstand wird quasi auf ihrem Rücken ausgetragen. Hier sind wir als KAB gefragt: Durch gezieltes Empowerment müssen wir dafür sorgen, dass sich daran etwas ändert!“ Das bekräftigt auch Martin Hochegger, Vorsitzender dar KAB Steiermark, der in Graz sich für die Organisierung der 24-Stunden-Pfleger:innen einsetzt. Die Sozialethikerin Sabine Plonz machte ihre Forderung für diese Branche ganz deutlich: „Keine Gewinne in der Pflege!“ Mit der Care-Arbeit, dem Sorge-Handeln muss das menschliche Maß insgesamt ins Zentrum der Gesellschaft gerückt werden. Das ist verbunden mit einer radikalen Kritik der aktuellen neoliberalen Anti-Ethik, so die Referentin.
Europaweites Netzwerk
Menschenunwürdige und prekäre Arbeit ist europaweit ein brennendes Thema. Umso wichtiger sei es, dass sich die europäischen KAB-Bewegungen diesbezüglich vernetzen und koordinieren, um es gemeinsam in den öffentlichen Fokus zu rücken und Verbesserungen zu erreichen. So beteiligt sich die KAB überall an der Europäischen Bürgerinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen https://www.ebi-grundeinkommen.de/. Im Workhop dazu informierte die Vorsitzende der KABÖ Anna Wall-Strasser auch über das diesbezügliche Volksbegehren und die Eintragungswoche vom 2.-9.5.2022 in Österreich.