Erst spürbare Arbeitszeitverkürzung ermöglicht gerecht aufgeteilte Fürsorgearbeit
Wien/Linz 5.3.2021 Es scheint jedes Jahr aufs Neue den Internationalen Frauentag zu brauchen, um auf die eklatante gesellschaftliche Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen, dass Frauen nachweislich den Großteil der unbezahlten Arbeit in der Kinderbetreuung, im Haushalt und in der Familienorganisation leisten.
Frauen arbeiten daher in vielen Fällen – auch ungewollt – in prekären, also schlecht bis gar nicht abgesicherten Arbeitsverhältnissen. Aufgrund von Betreuungspflichten sind sie auch oft gezwungen Teilzeitstellen anzunehmen. Zudem sind sie mehrheitlich in Dienstleistungs- und Pflegeberufen tätig, die deutlich schlechter entlohnt sind als die Arbeit in typischen Männerbranchen.
Frauen, vor allem wenn sie Kinder haben, sind daher am stärksten armutsgefährdet. Im Alter sind sie zunehmend von Armut bedroht.
Care-Arbeit fehlt in der Verteilungsdiskussion: „Über die sogenannte Care-Arbeit, die Sorge und Fürsorge für andere Menschen wird in der politischen Verteilungsdiskussion beharrlich geschwiegen. Sie ist unbezahlt oder unterbezahlt, ist vielfach unsichtbar und wird nicht wertgeschätzt. Das sieht man deutlich an den Löhnen in diesen Branchen“, beklagt Anna Wall-Strasser, Bundesvorsitzende der KABÖ.
Arbeitszeitverkürzung ist das Gebot der Stunde. Die KAB Österreich fordert daher, Seite an Seite mit vielen Frauenorganisationen, eine gerechte Aufteilung der unbezahlten Arbeit. „Das Private ist auch politisch“, so Wall-Strasser, und sieht in einer deutlichen Arbeitszeitverkürzung die Grundlage, mehr Männer an der Haushalts- und Familienarbeit zu beteiligen. „Holt die Frauen aus der Teilzeitfalle durch gerechte Arbeitszeit- und Lohnverteilung!“ lässt Anna Wall-Strasser ungeduldig aufhorchen. Arbeit in den typischen Frauenbranchen muss aufgewertet und deutlich höher bezahlt werden, denn sie ist die Grundlage für alle anderen Leistungen, die erbracht werden. Außerdem ist Betreuung und Pflege Qualitätsarbeit an und mit Menschen und dementsprechend wertvoll. Es braucht bessere Arbeitsbedingungen durch höhere Personalschlüssel und kürzere und verlässliche Arbeitszeiten.
Ohne die viele oft unsichtbare und oft schlechtbezahlte Arbeit von Frauen würde unsere Gesellschaft in den lebenswichtigen Bereichen still stehen. „Es ist höchste Zeit für eine bessere Bewertung und Bezahlung von Frauenarbeit“, fordert die KABÖ. Frauenarbeit ist mehr wert!